Ein außergewöhnlicher Abend bei Lehmensart

Die Würde des Menschen beleuchtet unter ganz verschiedenen Aspekten.

„Wenn es richtig ist, dass die Fastenzeit Gelegenheit  bietet zur Besinnung über einen selbst, zur Trennung des Wichtigen vom Unwichtigen, zur Bewertung der Endlichkeit allen Tuns  und zum Nachdenken über Leben und Tod, dann ist dieser  von Lehmensart gestaltete Abend, der sich der menschlichen Würde widmet,  kurz nach Karneval 2012 wiederum richtig gewählt“, so jetzt der Vorsitzende von Lehmensart, Karl-Jürgen Wilbert, an einem der letzten Samstag Abende im Pfarrheim von Lehmen. „Mit diesem Abend der Besinnlichkeit wollen wir wie im letzten Jahr auch einladen, um über  Höhen und Tiefen im  persönlichen Umfeld  oder gemeinsam in der Familie, im Sport oder im Beruf oder auch im Dorf“ so Wilbert weiter. Zu solchen ruhigen Veranstaltungen wird auch in Zukunft Lehmensart einladen. 2012 hieß es dann: „In Würde leben, in Würde sterben.“

Fotoausstellung "Demenzkranke schauen dich an" und Vortrag "In Würde leben, in Würde sterben"

 

 

Der Abend dieser besonderen Besinnlichkeit wurde um 18 Uhr eröffnet mit einem Rundgang in der St. Georgskirche in Lehmen durch die Fotoausstellung mit Demenzkranken, die vom SKF, Sozialdienst Katholischer Frauen in Koblenz, zur Verfügung gestellt worden ist. Staatspreisträger Werner Baumann aus Höhr-Grenzhausen schilderte, wie er bei seinen Aufnahmen mit Offenheit und einem Lächeln sich den alten Menschen nähern konnte, die von dieser Krankheit getroffen und gezeichnet worden sind. Er verwies auf ihre befreiten Züge im Moment der Ansprache wie des Fotografierens, er zeigte die  Landschaften im  Gesicht eines in Würde gelebten und erfüllten Lebens. Es entstand eine Offenheit auf den ansonsten erstarrten Zügen. Und Baumann sagte auch, dass es wichtig sei, sich und die Kamera zurückzunehmen, um den Alten in Würde zu begegnen.

 

Eine Stunde später ging Dechant Schuh in der Predigt des Abendgottesdienstes auf die Würde auch unter religiösen Aspekten ein. Die Würde eines Geschöpfes Gottes und seine unsterbliche Seele, selbst wenn das Bewußtsein sich aufgrund der Demenz schon ausgeblendet hat. Auch der kranke Mensch bleibt ein geliebter Mensch, auch wenn man sich selbst die Zuneigung oft erst noch neu erschließen muß. Die Nächstenliebe ist nicht an eine bestimmte Form des Wohlbefindens gebunden. Der kranke Mensch braucht sie besonders und sucht die Nähe des geleibten Menschen oft auch besonders. Auch darüber gelte es nachzudenken.

 

Schließlich um 20 Uhr ging Dr. Martin Fuchs, der zum Vortrag im Pfarrheim eigens aus Köln angereist war, auf die zentrale Themenstellung des Abends ein. Er verwies darauf, dass ein in Würde gelebtes Leben schon in der Kindheit, schon in der Embryonalzeit so angelegt sein muß. Auch, dass eine Würde in den letzten Momenten, schon im Leben  geübt werden muß. Martin Fuchs erläuterte unser Grundgesetz, das die Würde erstmalig in der europäischen Rechtsgeschichte einfängt und als unantastbar definiert. Er sprach auch von der römischen „dignitas“, der Würde des Amtes, von der Renaissance, die Würde von „Wert“ ableitet: „Ein würdiger Mensch ist ein wertvoller Mensch“. Zu dieser Würde des Menschen gehört, so Martin Fuchs weiter, dass das Leben in Würde beendet werden kann. Das heißt aber auch, dass  die Pflegekräfte zu Hause, in einer Klink oder in einem Hospiz sich in einem vernünftigen finanziellen Rahmen bewegen können. An den Vortrag schloss sich dann noch, weil das Thema uns alle berührt, bei einem Glas Lehmensart-Wein eine lebhfte Diskussion an. Der Pfarrgemeinderat hatte die Veranstaltung aufgebaut und dankenswerterweise betreut.

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